Schlechtes Heu kommt teuer

Lieber für’s Heu bezahlen als für den Tierarzt

Klingt ein bisschen provokant, ist aber ein paar ernste Gedanken wert: Wer in hochwertiges und für Pferde geeignetes Heu investiert, spart unter Umständen ein merkliches Sümmchen an Tierarztkosten. Auf unserer Info-Wiese stellen wir einmal beide Kostenpunkte gegenüber.

Pfedeheu: Richtig getrocknet ist halb verdaut

Da Pferde einen sehr empfindlichen Verdauungstrakt haben, muss das Heu eine besonders gute Qualität aufweisen. Verdorbenes Heu kann zu schweren Koliken und chronischen Erkrankungen führen.
Insbesondere an die Hygiene sind deshalb hohe Ansprüche zu stellen: Das übliche bodengetrocknete Heu enthält fast immer ein gewisses Maß an Schimmelpilzen und Bakterien, welche sich bei der Bodentrocknung entwickeln.

Für Pferde ist speziell maschinell getrocknetes Warmluftheu zu empfehlen, welches außerordentlich keimarm ist und über eine ideale Restfeuchte von etwa 6-8 % verfügt.

Zudem ist die Warmlufttrocknung ein besonders nährstoffschonendes Verfahren, das einen hohen Gehalt an Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen liefert. Pferdeheu unterstützt die Gesunderhaltung maßgeblich:
Es ist vergleichsweise staubarm und schont die Atemwege, eignet sich auch für allergische Pferde. Durch die optimale Struktur und den für Pferde passenden Rohfasergehalt wirkt es sich positiv auf Verdauung und Darmflora aus.
Gutes Grundfutter hält die unterschiedlichen Mikroorganismen des Darmes im Gleichgewicht und beugt damit möglichen Dysbiosen effektiv vor.

Tierarztkosten Heufütterung

Hoher Preis für minderwertiges Grundfutter

Sowohl die Bakterien und Schimmelpilze aus dem Heu als auch die Zerfallsprodukte, die bei Fehlgärungen im Darm entstehen, belasten die Leber des Pferdes. Hält diese Toxinbelastung über einen längeren Zeitraum an, fallen oftmals erst deutlich später erhöhte Leberwerte auf.

Kommt der Tierarzt zum Stall und untersucht das Pferd, nimmt Blut ab und bestimmt mit einem großen Blutbild unter anderem die Leberwerte, so kann der Pferdebesitzer schon einmal mit ca. 150 € Tierarztkosten rechnen. Damit der Tierarzt überhaupt gerufen wird, zeigt das Pferd meist andere Symptome, und die Bestimmung der Leberwerte wird dann mitgemacht.

Häufig leiden diese Pferde unter Durchfällen oder Kotwasser, das nicht in den Griff zu kriegen ist, oder sie sind anfällig für Koliken. Manche zeigen Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Apathie. Erhöhte Leberwerte können sich aber auch in Haut- und Fellproblemen äußern wie Ekzemen, Juckreiz oder Mauke.

Eine weitere, typische Folge von schlechter Grundfutterversorgung sind Atemwegserkrankungen wie Husten und Equines Athma.

Zeigt das Pferd über längere Zeit diffuse Krankheitsanzeichen oder hat akute, schwere Beschwerden, sodass der Tierarzt kommt, beginnt oftmals eine kostspielige Suche nach der Ursache. Doch auch, wenn die Diagnose rasch gestellt werden kann, bleibt es ja nicht bei den Kosten für die Diagnostik: In den wenigsten Fällen genügt es, einfach den Auslöser abzustellen, sondern kommt zu einer Futterumstellung auch eine Therapie. Bei einer medikamentösen Hustentherapie kann der Pferdebesitzer mit mehreren Hundert Euro Tierarztkosten insgesamt rechnen. Unsere Tabelle zeigt eine Beispielrechnung zum anschaulichen Vergleich von Raufutterkosten bei hoher Heuqualität und möglichen Gesamtkosten bei minderer Heuqualität. Wir beziehen hier erwartbare Tierarztkosten mit ein: Vergleich Tierarztkosten Heu (PDF-Dokument)

Die Milchmädchenrechnung mit dem Rinderheu

In der Tat gibt es Pferdehalter, die ihr Pferd mit dem Heu vom Nachbarhof versorgen, weil es günstiger ist. Dabei sind sie bereit, ihr Pferd zusätzlich mit verschiedensten Ergänzungsfuttern zu versorgen, um Erkrankungen vorzubeugen: Sie kaufen Entgiftungskuren und Toxinbinder als Ergänzungsfuttermittel dazu oder mischen diverse Stärkungsmittel und Präbiotika zum Stabilisieren der Darmflora unters Futter.
Andere investieren in ein Bedampfungsgerät wie den Haygain, damit lungengängige Staubpartikel gebunden und krankmachende Keime zu großen Teilen abgetötet werden. Diese Geräte sind in der Anschaffung teuer und mit einem Stromverbrauch von 1,5kW pro Stunde auch in der Nutzung kostspielig. Wer ein Gerät vom Stallbetreiber mitbenutzen oder mieten kann, wird sich in jedem Fall mindestens indirekt an den anfallenden Energiekosten beteiligen müssen. Wie sinnvoll die Fütterung von bedampftem Heu im Vergleich zu einwandfreiem Pferdeheu ist, könnt ihr in unserem letzten Blogbeitrag „Schimmelpilze im Heu“ nachlesen.

Es mag sich für den ein oder anderen – rein rechnerisch – nicht „lohnen“, in hochwertiges Heu zu investieren. Wer so denkt, lässt außer Acht, was der Unterschied zwischen Schadensbegrenzung und Gesundheit für das Pferd bedeutet. So können Juckreiz, Bauchkrämpfe oder quälender Husten zu Gereiztheit, Unsicherheit und Abgeschlagenheit führen.
Zudem gelingt es nicht immer, die potenziellen Schäden abzuwenden. Es gibt Pferde, die nach relativ kurzer Zeit, in der sie schimmliges Heu bekamen, unheilbar an Asthma erkrankt sind. Daran ändert ein späterer Wechsel des Heulieferanten ebenso wenig wie ein Umzug in den Offenstall, ein Haygain oder tägliche Soleinhalationen. Diese Maßnahmen sind geeignet, ein Pferdeleben mit Asthma erträglicher zu machen, nicht aber, um zu heilen.

Wohlbefinden und Sozialverhalten

Ein gesundes Pferd fühlt sich wohler und ist ausgeglichener. Es zeigt in der Regel eine höhere nervliche Belastbarkeit und entspannt sich leichter. Fühlt es sich körperlich gut, kann es sich meist problemlos in eine passende Gruppe integrieren und löst nicht ständig Rangeleien oder Herdenstress aus.

Rittigkeit und Lernfähigkeit

Verfügt ein Pferd über eine stabile Darmflora, geht die Verdauung „nebenbei“. Ohne Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfälle oder Koliken läuft alles runder, vor allem über den Rücken:
Pferdegerechte Ernährung steigert die innere und damit auch äußere Losgelassenheit des Pferdes und trägt so zur Rittigkeit bei.

Heufuetterung_Turnierpferd

Konzentration und Leistungsfähigkeit

Wer nicht von Husten, Pupsen oder Schmerzen abgelenkt ist, kann sich im Training besser konzentrieren. Gesunde und bedarfsgerechte Fütterung liefert außerdem das richtige Maß an Energie:
Was im Parcours ein paar Sekunden Schnelligkeit bringt oder im Viereck den letzten Schliff gibt, könnte letztlich ausmachen, wie wohl ein Pferd sich in seinem Körper fühlt. Reiter, die im Wettkampf alles rausholen möchten, sollten auch bereit sein, für ihr Pferd alles zu geben und damit auf höchste Futterqualität setzen.

Wert für Zucht und Wiederverkauf

Diagnosen wie Ekzeme, Equines Asthma oder schlimmstenfalls chronische Stoffwechselerkrankungen wie Hufrehe, mindern den Wert und die Einsatzfähigkeit eines Pferdes erheblich.
Das spielt nicht nur in Zucht und Sport eine Rolle, denn schon für ein solide ausgebildetes Freizeitpferd bewegen sich die Preise auf dem Markt im höheren vierstelligen bis fünfstelligen Bereich. Jeder Pferdehalter kann in die Lage kommen, sein Tier verkaufen zu müssen. Selbst bei der Abgabe gegen Schutzgebühr oder „Platz vor Preis“ lässt sich ein guter Platz leichter finden für ein Pferd, das nicht auf dauerhafte tierärztliche Behandlung oder Medikamente angewiesen ist.

Heufuetterung_Zuchtpferde

Lieber vorsorgen als nachsorgen
Letztlich sollte es ohnehin jedem Pferdebesitzer ein Anliegen sein, das Tier bestmöglich zu versorgen. Zu einer gewissenhaften und liebevollen Fürsorge gehört, durch artgerechte Fütterung und Haltung die Tiergesundheit zu unterstützen und Krankheiten vorzubeugen.
Für den schnellen Überblick hier nochmals der Link zur Tabelle (PDF-Dokument), die den Kostenvergleich zeigt: Vergleich Tierarztkosten Heu